Die Digitalisierung ist überall auf dem Vormarsch. Das gilt auch für die Zahnmedizin. Die Erstellung eines virtuellen Gebisses soll die Behandlungsplanung kosmetischer Korrekturen oder des Zahnersatzes erleichtern. Statt Röntgenaufnahmen und Gebissabdrücken aus Gips soll es mithilfe innovativer Technologien in Zukunft virtuelle Bilder geben.
Die Bildgebung erfolgt über spezielle Aufnahmegeräte und einer eigens dafür entwickelten Software. Auf dem Bildschirm können Sie zusammen mit Ihrem Zahnarzt Ihr Gebiss aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und modifizieren.
Virtual Dentition beziehungsweise das virtuelle Gebiss eignet sich vor allem zur Anpassung von Zahnersatz und zur Planung ästhetischer Behandlungen. Zudem kann Virtual Dentition anstatt eines Röntgenbildes angefertigt werden, um Unregelmäßigkeiten im Mund, die beispielsweise auf Karies oder Zahnfleischentzündungen hindeuten, besser zu erkennen.
Virtual Dentition: Vorteilhaft für Zahnärzte und Patienten
Das virtuelle Gebiss bringt sowohl den Patienten als auch den Zahnärzten Vorteile. Zahnärzte können aufgrund der detailgetreuen Bildgebung einfacher eine Diagnose stellen. Das wiederum erleichtert die anschließende Behandlung.
Zahnersatz kann ins virtuelle Gebiss eingesetzt und perfekt simuliert werden. Das ist von Vorteil für die Patienten, denn sie können sich das optische Ergebnis vorab am Bildschirm anschauen. Das gilt zum einen für Kronen, Brücken, Inlays oder Implantate. Zum anderen können auch mögliche Korrekturen von Zahnfehlstellungen simuliert werden. Schauen Sie sich zum Beispiel auf dem Bildschirm an, wie Ihr Gebiss nach der Behandlung mit Veneers aussehen könnte. Sie müssen sich nicht mehr länger auf die Beschreibungen des Zahnarztes verlassen. Stattdessen sehen Sie, ob das Ergebnis überzeugen wird.
Grundsätzlich gilt: Die präzisen Bilder des virtuellen Gebisses sagen mehr als tausend Worte. Mögliche Ergebnisse werden vor der Behandlung simuliert und diskutiert. Das erhöht die Zufriedenheit.
Was ein „virtueller Artikulator“ kann
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt arbeiten ebenfalls an einer Digitalisierung, welche die Zahnmedizin nachhaltig verbessern könnte. Hier steht der richtige Biss im Fokus.
Um Kronen, Brücken oder Inlays in das bestehende Gebiss zu integrieren, wird aktuell ein Gipsabdruck des Ober- und Unterkiefers erstellt. Die Abdrücke werden in einen sogenannten Artikulator eingespannt. Mit dem Artikulator werden Kiefer- und Kaubewegungen simuliert, Blaupapier färbt Kontaktstellen ein. Das mechanische Modell zeigt allerdings nicht, wie sich die Kontakte während der Kaubewegung verändern. Hier soll ein „Virtueller Artikulator“ helfen, der mit Ultraschall-Messungen arbeitet.
Präzise Messungen mithilfe von Ultraschall
Für die Messung klebt der Zahnarzt Ultraschallsensoren in den Unterkiefer. Die Position wird während der Kaubewegung zu einem Referenzpunkt auf der Stirn gemessen. Die Bewegungen der Messpunkte werden noch auf das mechanische Gipsmodell übertragen. In Zukunft sollen intraorale Kameras jedoch die Daten direkt im Mund des Patienten berechnen.
Mithilfe einer Software wird anschließend eine Bewegungssimulation erstellt. Gegenüberliegende Zähne, die Kontakt haben oder sehr nah beieinanderstehen, werden farblich markiert. Langfristig gesehen könnte der digitale Datensatz die Herstellung der Krone steuern. Die Fertigung würde über eine computergesteuerte Fräsmaschine erfolgen. So könnte zum einen die Qualität verbessert werden. Zum anderen wäre eine Kostenreduzierung möglich, weil der Herstellungsprozess für Zahnersatz vereinfacht würde.
Die Digitalisierung der Zahnmedizin ist auf einem guten Weg. Allerdings bieten noch nicht alle Zahnärzte zum Beispiel Virtual Dentition an. Wenn Behandlungen anstehen, bei der die Verwendung sinnvoll ist, sollten Sie sich vorher erkundigen, was Ihr Zahnarzt anbietet
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