Ohne schlechtes Gewissen süßen – unter diesem Motto wurde in der Vergangenheit gerne Xylit, auch als Zuckeraustauschstoff oder Birkenzucker bekannt, verkauft. Xylit hat weniger Kalorien als herkömmlicher Haushaltszucker und soll sogar die Reduzierung von Karies begünstigen.
Eine neue Studie stellt Xylit jetzt jedoch in Frage. Forscher der Cleveland Clinic im US-Bundesstaat Ohio unter der Leitung von Marco Witkowski vom Deutschen Herzzentrum der Charité Berlin konnten einen Zusammenhang zwischen hohen Xylit-Konzentrationen im Blut und einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und thrombotische Ereignisse feststellen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift European Heart Journal veröffentlicht.
Warum Xylit gut für die Zähne ist
Kinder lernen bereits, dass Zucker schlecht für die Zähne ist. Zucker nährt Bakterien, die Säuren produzieren und den Zahnschmelz, die äußere Schutzschicht der Zähne, angreifen. Die Bakterien docken sich an den Zähnen an, Löcher können entstehen, das Zahnfleisch kann sich entzünden. Zudem sinkt durch Zuckergenuss der pH-Wert im Mund. Das wiederum soll die Entmineralisierung der Zähne begünstigen.
Xylit süßt ähnlich wie Zucker, greift jedoch positiv in den Bakterien-Stoffwechsel ein. Birkenzucker wird nicht zur Säure verstoffwechselt, der pH-Wert rutscht nicht in ein saures Milieu ab. So wird einerseits das Bakterienwachstum gehemmt. Andererseits entsteht weniger Zahnbelag, wodurch letztendlich Karies und Zahnfleischentzündungen entstehen. Zudem regt Xylit die Speichelproduktion an. Dadurch wird der Zahnschmelz gehärtet, Säuren werden verdünnt.
Wo Xylit enthalten ist
Wegen der positiven Eigenschaften rund um die Zahngesundheit ist Xylit in vielen Zahnpflegeprodukten ein gern gesehener Inhaltsstoff. Dazu zählen beispielsweise Zahnpflegekaugummis, Mundspülungen oder Zahnpasta. Die neue Studie sorgt nun für Unsicherheit. Können Zahnpflege-Produkte mit Xylit noch bedenkenlos verwendet werden?
Details zur Studie
Laut der „Deutschen Zahnarztwoche“ haben die Experten Prof. Dr. Elmar Hellwig aus Freiburg und Prof. Dr. Adrian Lussi, der in Bern und Innsbruck lehrt, die oben genannte Studie analysiert. Am Deutschen Herzzentrum der Charité wurden Blutproben von 3.300 Patienten untersucht, die aus anderen Gründen zu einer Untersuchung in die Klinik gekommen waren. Mehr als 75 Prozent litten bereits an einer früheren Herzerkrankung.
Die Patienten wurden über einen Zeitraum von drei Jahren beobachtet. War eine hohe Xylit-Konzentration im Blut gemessen worden, trat drei Jahre später häufiger ein Herzinfarkt oder Schlaganfall auf als bei Patienten mit einem niedrigen Xylit-Gehalt im Blut. Die Ernährung wurde bei dieser Studie nicht berücksichtigt. Zudem gab es keine gesunde Kontrollgruppe.
Letztendlich kann man nur sagen, dass bei einer vulnerablen Patientengruppe Zusammenhänge zwischen dem Xylit-Gehalt im Blut und kardialen Ereignissen (Herzinfarkt, Schlaganfall) beobachtet werden konnten. Die Forscher empfehlen deshalb, dass Menschen mit Herzerkrankungen besser auf hohe Xylit-Dosen verzichten. Weitere Studien wären jedoch erforderlich, um herauszufinden, ob überhaupt und wenn ja ab welchem Xylit-Gehalt im Blut es ein erhöhtes Gesundheitsrisiko gibt.
Empfehlung für die Verwendung zur Zahnpflege
Für Xylit-Produkte, die in der Zahnpflege verwendet werden, gaben die Forscher Entwarnung. Der Xylit-Gehalt in Mundspülungen, Zahnpasten oder Zahnpflegekaugummis sei zu gering, um das Risiko, eine Herzkreislauferkrankung zu bekommen, zu erhöhen. Zudem werden Zahnpflegeprodukte nicht geschluckt und können dadurch nur bedingt den Xylit-Gehalt im Blut erhöhen.
Zahnpasta enthält beispielsweise 0,1 bis 0,16 Gramm Xylit. Wer sich dreimal am Tag die Zähne putzt, hat nach dem Ausspucken ungefähr noch einen Xylit-Gehalt von 5 bis 8 Milligramm im Mund.
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